Wo fange ich an?

Den ersten Schritt hast du schon getan, sonst wärst du nicht hier 🙂

Diese Seite begleitet dich auf deinem zweiten Schritt. Hier erhältst du Tipps für Neulinge, und zwar Neulinge in punkto Information über Polyamorie (oft sind Menschen nämlich schon lange polyamor, bevor sie sich zum ersten Mal bewusst damit auseinandersetzen).

Such dir aus der folgenden Liste die Frage(n) aus, die dich interessieren.

Wenn du mit einer anderen Frage hergefunden hast, die hier nicht aufscheint, dann kontaktiere bitte die Betreuer*innen dieser Website. Wir wollen unseren Wegweiser immer klarer und besser gestalten, und dein Feedback hilft uns und zukünftigen Polyamorie-Interessierten womöglich sehr.

Was ist Polyamorie?

Polyamorie ist ein Oberbegriff für die Praxis, den Wunsch nach und die Akzeptanz von einvernehmlichen, verantwortungsvollen und achtsamen Liebesbeziehungen zu mehr als einem Menschen zur selben Zeit. Das geschieht mit dem Wissen und dem Einverständnis aller Beteiligten.

Ich suche nach Informationen über Polyamorie für journalistische Artikel oder wissenschaftliche Arbeiten.

Ich suche nach Informationen über Polyamorie für journalistische Artikel oder wissenschaftliche Arbeiten.
Auf der Seite Wissenschaftliches findest du ein paar Hinweise zu wissenschaftlichen Publikationen. Bitte schreibe uns eine E-Mail an polywien{ätt}gmail.com mit deinen konkreten Interessen und Vorhaben. Wir vernetzen dich gerne mit Personen, die sich gut auskennen, und geben dir bei Bedarf auch noch mehr Hinweise zu wissenschaftlicher Literatur.

Ich bin neu in Österreich: Welche Poly-Communities gibt es hier?

Es gibt insbesondere in Graz und Wien recht große Communities, die Treffen/Stammtische organisieren. In Wien gibt es außerdem die Schwelle, die regelmäßig Veranstaltungen und Angebote mit Polybezug anbietet. Die Communities sind zum Teil auf facebook organisiert. Den schnellsten Überblick bekommst du, wenn du auf den Veranstaltungskalender schaust.

Ich will meine Beziehung öffnen, was tue ich?

Zunächst: Überlege dir, in welchem Rahmen du dieses Gespräch beginnen möchtest: Im Rahmen eines Beziehungsgesprächs ist vielleicht etwas besser als kurz vor dem Einschlafen oder beim Frühstückstisch, fünf Minuten bevor du zur Arbeit gehen musst 😉 Oder du sprichst das Thema im Rahmen einer Paartherapie an (finde eine Nonmonogamie-freundliche Therapie!) Egal wo du das Thema ansprichst: Kommuniziere ehrlich und achtsam! Es haben viele Menschen diesen Weg beschritten, dass schon eine gute Basis an Wissen darüber existiert, wie man ihn gehen kann. Befrage vielleicht auch engagierte Paare, die diesen Weg schon erfolgreich gegangen sind! Du kannst sie auf facebook suchen, aber Achtung: Gerade in facebook-Diskussionen haben die Diskutierenden die Weisheit oft mit dem Löffel gefressen. Es ist gerade am Anfang nicht leicht, die gut gemeinten von den guten Hinweisen zu unterscheiden. Es ist also ganz gescheit, sich vor dem Fragen eine Basis an Wissen anzulesen. Ganz wichtig, wenn du Teil eines Paares bist, das eine Bi-Frau als Dritte im Bunde sucht: Ihr seid überhaupt nicht allein mit eurer Wunschvorstellung, ganz im Gegenteil, es gibt sogar einen Begriff dafür: unicorn hunter. Ein unterhaltsames und nicht minder sehr ernst zu nehmendes Stück Internet zu diesem Thema ist die englischsprachige Website Unicorns-R-Us.

Welche Formen der Polyamorie gibt es? und… Was ist Polyamorie nicht?

Ganz viele! Polyamorie ist ein Oberbegriff und nicht vollkommen scharf abgegrenzt. Alle Menschen haben ihre eigene Vorstellung von glücklichen Liebesbeziehungen. Mit jedem dazukommenden Menschen vergrößert sich die Anzahl möglicher Ausformungen. Ja, es gibt auch wiederkehrende Muster. Die Bandbreite reicht vom kleinsten denkbaren Polykül (einem V bzw. einer Triade) auf dem einen Ende des Spektrums zum Poly-Netzwerk auf der anderen Seite des Spektrums. Einen Überblick über Nicht-Monogamie mit viel Augenzwinkern unternimmt dieses Bild. Die große Vielfalt kann anfangs etwas überwältigend wirken, aber hey, du musst dich noch nicht entscheiden, welche Beziehungskonstellation für dich passt. Das hängt nämlich auch sehr stark davon ab, wie die Leute ticken, die du liebst/lieben wirst. Finde erstmal mehr über Polyamorie im Allgemeinen heraus und stöbere dazu zum Beispiel durch die Ressourcen.

Hilfe, mein Partner / meine Partnerin will polyamor leben!

Zunächst: Es ist noch zu früh für Panik. Dass er*sie dir davon erzählt hat, deutet darauf hin, dass die Bereitschaft besteht, ehrlich zu kommunizieren und das Beste für alle Beteiligten zu wollen. Hier gibt es einen Comic, der dir erstmal hilft, mit deinem Gegenüber herauszufinden, was er*sie sich überhaupt vorstellt: Zum Überblicks-Cartoon.

Wo finde ich polyamore Menschen?

Wenn du ganz ungeduldig bist, lies unsere Sektion Veranstaltungen oder informiere dich zuerst über die Vielfalt an Möglichkeiten, mit Menschen in Kontakt zu treten.

Wie viele Polys gibt es?

Da gibt es keine gesicherten Angaben. Die Menge der Menschen, die zu von den Poly-Communities organisierten Treffen und Veranstaltungen kommen, beträgt mehrere hundert in z.B. Wien und Graz. Dann gibt es noch jede Menge Menschen, die poly leben und sich nicht an einer Community beteiligen. Außerdem gibt es auch Menschen, die Polybeziehungen führen und noch gar nicht wissen, dass es für ihr Beziehungsmodell einen Begriff gibt. Realistischerweise wird es einige tausend polyamor l(i)ebende Menschen in Österreich geben. Nicht-monogam lebende Menschen gibt es vermutlich deutlich mehr. Der Wunsch, ehrlich und offen nicht-monogam leben zu können, ohne Menschen durch Belügen und Hintergehen weh zu tun, steigt in unserer Gesellschaft rasant. Es ist anzunehmen, dass auch die Anzahl der an Polyamorie Interessierten in den nächsten Jahren stark wächst. Eine sehr detaillierte Antwort gibt dieser Artikel auf polyamory.de.

Ist Polyamorie ein Trend?

Die immer schneller steigende Zahl an Google-Anfragen zum Suchwort Polyamorie spricht eine eindeutige Sprache: Google Trends.

Kann Polyamorie funktionieren?

Ja.

Was unterscheidet Polyamorie von „freier Liebe“?

Eine erste Antwort darauf findest du im Wikipedia-Eintrag „Polyamory“.

Hat Polyamorie etwas mit einer Religion zu tun?

Nein. Polyamorie ist eine Beziehungsform, nicht mehr und nicht weniger. Ob ein Mensch polyamor und atheistisch/agnostisch ist, sich als spirituell oder religiös bezeichnet, ist vollkommen die persönliche Entscheidung der Individuen und sagt nichts über Polyamorie im Allgemeinen aus.

Worin liegt der Unterschied zwischen einer offenen Beziehung und Polyamorie?

In polyamoren Beziehungen ist sowohl das Entwickeln emotionaler Bindung zu als auch sexuelle Intimität mit weiteren Menschen denkbar. In offenen Beziehungen hingegen werden vornehmlich sexuelle Begegnungen mit anderen Menschen erlaubt bzw. angestrebt, üblicherweise mit klarer Verneinung von emotionaler Bindung. Die Übergänge sind fließend und hängen von der gewählten Definition ab.

Wie gehe ich mit Eifersucht um?

Interessanterweise ist das die wohl am häufigsten gestellte Frage von Menschen, die erstmals mit dem Konzept Polyamorie konfrontiert werden. Die für viele Menschen nicht leicht umzusetzende Antwort lautet: Lass die Gefühle zu, aber gib deinen Gefühlen nicht die Macht zu zerstören! Erfahrene Polys sagen, dass Gefühle zu negieren oder gar zu unterdrücken ebenso schlimme Dynamiken erzeugt wie die hinreichend aus der Monogamie bekannten Eifersuchtsdramen. Einen detaillierten Einstieg in das Thema gibt ein Artikel auf mymonk.de, eine Seite, die nichts mit Polyamorie zu tun hat, aber einen guten Ersteinstieg gibt, um Eifersucht weniger Macht zu geben.

Bin ich polyamor?

Wenn du nach schonungsloser Selbstbefragung zum Schluss kommst, dass du in nicht-monogamen Beziehungen glücklicher bist als in monogamen, dabei gleichzeitige Verliebtheit und/oder Liebe zu mehr als einer Person nicht ausschließt, bereit bist, das alles offen und ehrlich deinen Liebes- und Sexualpartner*innen zu kommunizieren und ihnen dabei zugestehst, das ebenso zu empfinden und auszuleben, dann wären wir wohl sehr nah an einem 100%-igen Ja 🙂

Hmm… und falls du es nicht jetzt schon weißt, dann wirst du es wahrscheinlich im Laufe der Zeit noch herausfinden. Polyamorie ist nur eine von vielen Formen der Nonmonogamie. Vielleicht wirst du auch merken, dass für dich Monogamie besser passt. Finde heraus, was für dich gerade am besten passt, unabhängig davon, ob Polyamorie gerade „trendy“ ist. Es geht um dein Leben und deine Art, deine Beziehungen zu gestalten. Wie du deine Beziehungen gestaltest, muss für dich und für die Person(en) passen, die du liebst. Das ist wichtiger als der Begriff, mit dem du dich oder deine Beziehungsform bezeichnest 🙂

Was spricht gegen (serielle) Monogamie?

Gar nichts – Polys haben nicht den Auftrag zu missionieren. Falls dir dennoch eine Person ganz begeistert von Polyamorie vorgeschwärmt hat, dann denk daran: Jede Person schwärmt davon, wenn sie etwas Neues entdeckt hat, das sie toll findet. Verzeih bitte dieser Person ihre Versuche, dich auch dafür zu begeistern. Monogamie als bewusst getroffene Entscheidung zwischen zwei Menschen, die sich selbst sehr gut kennen und sich gemeinsam sehr genau dessen bewusst sind, worauf sie sich verständigen, ist genauso „erfolgreich“ wie jede andere Beziehungsform. Monogamie unreflektiert zu leben, weil sie gesellschaftliche Norm ist, kann dazu führen, an seinem eigenen Ich vorbeizuleben. Ein Vor- wie Nachteil (je nach Blickwinkel) von Polyamorie im Vergleich zu Monogamie ist, dass, sobald mehr Menschen im Spiel sind, Schwächen im empfundenen Selbstwert der beteiligten Personen und mangelnde Gesundheit/Stärke der Beziehung(en) früher oder später unweigerlich auf den Tisch kommen. Viel Spaß beim Stöbern auf dieser Website!